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Südtirol und der Tourismus Südtirol zählt zu den beliebtesten Urlaubsregionen im Alpenraum. Mit fast acht Millionen Ankünften pro Jahr (2019, Quelle: IDM) und über 30 Millionen Übernachtungen stellt der Tourismus hier einen der größten Arbeitgeber dar. Zum Vergleich: Im benachba...

Südtirol und der Tourismus

Südtirol zählt zu den beliebtesten Urlaubsregionen im Alpenraum. Mit fast acht Millionen Ankünften pro Jahr (2019, Quelle: IDM) und über 30 Millionen Übernachtungen stellt der Tourismus hier einen der größten Arbeitgeber dar. Zum Vergleich: Im benachbarten Trentino sind es viereinhalb Millionen Ankünfte jährlich. 

Die Geschichte des Fremdenverkehrs im Land ist lang. Schon in der Römerzeit führte die Via Claudia Augusta durch das Etschtal, der Brennerpass errang als einer der wichtigsten Alpenpässe Berühmtheit. Der Sprung von dem reinen Durchreiseland zur Urlaubsdestination vollzog sich aber erst in den letzten Jahrhunderten. Zunächst mussten die Landesbewohner selbst den Berg kennen und lieben lernen, erst danach konnte sich der Tourismus als feste Größe etablieren. Es war ein langwieriger Prozess, der von den beiden großen Kriegen des 20. Jahrhunderts weiter gedehnt wurde. 

Der Mensch und der Berg

Die Faszination für die schroffen Höhen und zugleich die Furcht vor den gewaltigen Kräften der Natur prägt das Leben der Menschen im Gebirge seit jeher. Wer sich früher nicht in diese lebensfeindlichen Höhen wagen musste, hielt sich lieber von den plötzlichen Wetterumschwüngen, den Schnee- und Felsstürzen und von wilden Tieren fern. Dieses Verhältnis veränderte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schlagartig. Vor 150 Jahren bezwangen drei Bergsteiger innerhalb weniger Wochen gleich drei Dolomitengipfel und traten damit eine wahre Lawine los: Die Geburtsstunde des Alpinismus hatte geschlagen. Alpenvereine und -verbände schossen überall aus dem Boden, man investierte in der Höhe in ein für alle zugängliches Wegnetz. Schutzhütten avancierten zu den Prestigeobjekten der Vereinigungen und machten den Zauber der Berge greifbar. 

Mit den ersten Schlittenliften wurden die alpinen Höhen auch im Winter erschlossen. Im Gadertal am Col Alto entstand 1947 der erste Sessellift Italiens überhaupt – seit damals zieht Südtirol Wintersportler aus ganz Europa in seine zahlreichen Skigebiete.

Durch Höhen und Tiefen

Doch auch das Tal hat seine Reize, wie Europas Oberschicht schon früh erkannte. Der blühende Meraner Kessel mit seinem milden Klima war als Kurort schon ab den 1830er Jahren ein Begriff, später residierten dort politische und gesellschaftliche Größen wie Kaiserin Sissi. Die Lebewelt fand sich in Grand Hotels wie in Toblach oder unter dem Karerpass ein, die Brennereisenbahn lud die verzückten Touristen zu Tausenden südlich des Brenners ab. Ein harter Schlag brachte die schillernde Blase zum Platzen: Der erste Weltkrieg brach 1914 über Europa herein und ließ eine verwüstete, zersplitterte Landschaft zurück. Auch die Urlaubsregion rund um den Brenner wurde getroffen – zuerst von der Alpenfront, später durch die italienische Annexion. Ein Teil des damaligen Tirol gehörte nun zu Italien.

In Südtirol füllten nun rasch die Italiener die Betten in ihrem neuen Landesteil. Im Sinne des Faschismus wurde der inländische Tourismus angekurbelt, aber auch deutsche Gäste erlagen dem Bergidyll aus den Heimatfilmen des Nationalsozialismus. Das große Interesse führte den Tourismus zu einer kurzen Glanzzeit in den Dreißigern. Dann sollten die Option, während welcher sich ein Großteil der Südtiroler für die Aufgabe ihrer faschistisch beherrschten Heimat entschied, und schließlich der Krieg den Aufschwung erneut brechen.

Wieder waren Infrastrukturen zerstört und der Sektor lag brach – bis das deutsche Wirtschaftswunder auch Südtirol wieder auf die Beine stellte. Mit einem Anrecht auf Urlaub und eigenen Autos begannen die Gäste, nun auch die Seitentäler zu erkunden. Manche findigen Bauern boten Zimmer an, der Hotelbau boomte – damit setzte Südtirol in den Sechzigern seine ersten Schritte Richtung Massentourismus.

Eine Lebensader

Was als Sommerfrische auf der Alm begann, getragen von der romantischen Vorstellung der wilden Schönheit der Berge, hat sich heute zu einem der bedeutendsten wirtschaftlichen Standbeine des Landes aufgeschwungen. Jeder zehnte Südtiroler arbeitet in einem touristischen Betrieb. Sie versorgen Gäste aus aller Welt, die in der landschaftlichen Idylle zur Ruhe kommen, sich sportlich vor atemberaubenden Panorama verausgaben oder bei erlesenen Weinen und köstlichen Spezialitäten Gaumenfreuden genießen wollen.

Der Gast ist hier seit jeher König. Die mehrsprachige Südtiroler Bevölkerung mit ihrer einzigartigen Kulturmischung und bietet den perfekten Boden für den Austausch mit Menschen aller Hintergründe. Es ist ein außergewöhnliches Erlebnis, zumindest für kurze Zeit Teil dieses Landes zu werden – und ein Stückchen davon im Herzen mitzunehmen.